Kleinwenkheim und Maria Bildhausen

Dem im frühen Mittelalter in Franken bedeutenden Geschlecht der Mattonen verdanken wir die erste gesicherte Nachricht: Im Jahre 788 übereignen sie dem Kloster zu Fulda wesentliche Teile ihres Erbes, darunter Besitz "im Gau Grabfeld im Dorf, das Wenkheim genannt wird". Etwa zur gleichen Zeit übergeben Matto und seine Schwester zu ihrem Seelenheil Kirche, Klösterchen und stattliche Grundherrschaft (mit 62 Unfreien) in der Wenkheimer Mark dem Fuldaer Kloster. Wo das Klösterchen Wenkheim einst stand, ist heute nicht feststellbar. Schon Jahrtausende vor Christi Geburt leben Siedler im Einzugsbereich der Wannig. Die von ihnen geschaffenen Rodungsinseln im bewaldeten Gebiet bilden um 800 die Streusiedlung der "Uuangheimero marcu", der Wenkheimer Mark, aus der im Laufe der Zeit mehrere Siedlungsschwerpunkte entstehen. Spätestens im 13. Jahrhundert wird zwischen den Dörfern Kleinwenkheim ( Weynckheim minor) und Großwenkheim (Maiori Weinghem) unterschieden, die Gemarkungen sind klar abgegrenzt. Die Entwicklung von Kleinwenkheim wird maßgeblich von zwei äußeren Ereignissen bestimmt. Pfalzgraf Hermann von Stahleck gründet 1156/1157 auf seinem Eigengut, dem erstmals um 1140 als "Bilihildehuse" belegten Ort, das Zisterzienserkloster Maria Bildhausen nördlich von Kleinwenkheim. Um 1180 wird Kleinwenkheim kirchlich der zu Bildhausen gehörenden Mutterpfarrei Wermerichshausen zugeordnet, die später an ein Stift in Aschaffenburg vertauscht wird. Grundherr über "die 17 Höf" ist noch immer das Kloster in Fulda, Lehensherr der Henneberger Graf Otto von Botenlauben. Dieser tauscht eigenen Besitz gegen Kleinwenkheim ein und schenkt 1219 für sein Seelenheil das Dorf Kleinwenkheim dem Kloster Maria Bildhausen, das in seiner Blütezeit in mehr als 155 Orten Rechte und Eigentum besitzt. Die Pfarrer von Wermerichshausen und das Kloster Maria Bildhausen bestimmen das Leben im Dorf. 1525 gehören auch Kleinwenkheimer Bauern zum Bildhäuser Haufen, der das Kloster einnimmt. Der Aufstand endet blutig, Kleinwenkheim bleibt bis zur Säkularisation 1803 ein Klosterdorf. Ende des 16. Jahrhunderts ist das alte Kirchlein außerhalb des Dorfes im feuchten Grund der Wannig sehr baufällig. 1588/89 errichten die Kleinwenkheimer mit den Steinen der alten eine neue Kirche am nördlichen Ortsrand, die erst 1615 geweiht wird. Ab 1618 verwüstet der große "Teutsche Krieg" Abtei, Dorf und Feld. Die folgende Blütezeit des mächtigen Klosters mit der prunkvollen Kirche und den prächtigen Gebäuden beendet Napoleon. 1803 wird die Abtei aufgelöst, die Mönche werden vertrieben. Die um 1180 errichtete, später prachtvoll barockisierte Kirche und andere Bauten werden abgerissen, die gesamte Klosteranlage verkauft. Zwei der herrlichen Ältäre gelangen nach Kleinwenkheim. Sie sind heute ein wertvoller Schatz in der mehrfach erweiterten und umgestalteten St.- Nikolaus-Kirche des Dorfes. Kleinwenkheim gehört ab 1814 wie ganz Franken zum Königreich Bayern. Es wird 1803 mit anderen Gemeinden dem Landgericht Münnerstadt zugeschlagen, 1862 dem Bezirksamt Bad Kissingen. Mit dem Erbe des in Kleinwenkheim geborene Geistl. Rat Dr. Severin Illig kann 1871 die Pfarrei Kleinwenkheim errichtet werden. Ende des 19. Jahrhunderts zieht neues Leben in die inzwischen arg ramponierten Gebäude der ehemaligen Zisterzienserabtei Bildhausen. Pfarrer Dominikus Ringeisen kauft die Anlage und errichtet mit den Schwestern der von ihm gegründeten St. Josefs-Kongregation Ursberg ein Zentrum zur Betreuung behinderter Menschen. Die aufwändig sanierte Klosteranlage mit den prachtvollen Räumen der Abtswohnung und den modernen Wohnheimen und Arbeitsstätten ist heute Heimat und Arbeitsplatz für mehrere hundert Personen. Auf der früher landwirtschaftlich genutzten Fläche am Rindhof, dem ehemaligen Sommersitz der Äbte, lädt seit 1996 einer der größten und schönsten Golfplätze Deutschlands zum Spiel ein. 1951 werden Maria Bildhausen und Rindhof nach Kleinwenkheim eingemeindet. Ein weithin bekannter Betrieb schafft neue Arbeitsplätze. Ab 1966 erfolgt der Anschluss an die Wasserversorgung Münnerstadt. 1971 beschließt der Gemeinderat unter Bürgermeister Markus Glückert - im Amt seit 45 Jahren - einstimmig die Eingliederung Kleinwenkheims nach Münnerstadt. Die Bürger folgen in geheimer Abstimmung mit überragender Mehrheit diesem Beschluss. Seit dem 1.1.1972 ist Kleinwenkheim ein Stadtteil von Münnerstadt. Kanal und Straßen werden gebaut, das Dorf an den Abwasserzweckverband "Obere Lauer" angeschlossen, der Friedhof gestaltet, ein Vereinsheim eingerichtet. Neue Baugebiete werden rasch besiedelt. Die ab 1982 anlaufende Dorferneuerung verändert das Gesicht des Dorfes: Aus der alten Schule wird ein Gemeinschaftshaus, Ortsdurchfahrt und Innerortsstraßen werden ausgebaut. Sanierte Gebäude, passende Tore und Einfriedungen, alte und neue Dorfbrunnen, der Dorfplatz, ein neues Feuerwehrgerätehaus, das sehr aktive Vereinsleben, Blumen und Bäume- Kleinwenkheim ist ein moderner Ort mit reicher Vergangenheit.