Großwenkheim
Dem im frühen Mittelalter in Franken bedeutenden Geschlecht der Mattonen verdanken wir die erste gesicherte Nachricht: Im Jahre 788 übereignen sie dem Kloster zu Fulda wesentliche Teile ihres Erbes, darunter Besitz "im Gau Grabfeld im Dorf, das Wenkheim genannt wird". Etwa zur gleichen Zeit übergeben Matto und seine Schwester zu ihrem Seelenheil Kirche, Klösterchen und stattliche Grundherrschaft (mit 62 Unfreien) in der Wenkheimer Mark dem Fuldaer Kloster. Wo das Klösterchen Wenkheim einst stand, ist heute nicht feststellbar. Schon Jahrtausende vor Christi Geburt leben Siedler im Einzugsbereich der Wannig, wie Funde aus unterschiedlichen Epochen belegen. Die von ihnen geschaffenen Rodungsinseln im bewaldeten Gebiet bilden um 800 die Streusiedlung der "Uuangheimero marcu", der Wenkheimer Mark, aus der im Laufe der Zeit mehrere Siedlungsschwerpunkte entstehen. Spätestens im 13. Jahrhundert wird zwischen den Dörfern Kleinwenkheim ( Weynckheim minor) und Großwenkheim (Maiori Weinghem) unterschieden, die Gemarkungen sind klar abgegrenzt. Suidger, Bischof von Bamberg, 1046 als Clemens II zum Papst gewählt, übergibt dem von ihm gegründeten Kloster Theres unter anderem ein Bethaus in Wenkheim. Bis in das 15. Jahrhundert nennen die Mönche dieses Klosters ein großes Gut in Großwenkheim ihr Eigen, den Thereser Hof. Aus Großwenkheim stammt das weit vezweigte Geschlecht der Herren von Wenkheim, das noch im 14. Jahrhundert Besitz im Ort hat. Das Dorf untersteht anfangs der Herrschaft Wildberg. Konrad von Wildberg und seine Frau Margarethe teilen, weil kinderlos geblieben, ihren Besitz- so auch Großwenkheim- je zur Hälfte dem Hochstift Würzburg und den Grafen von Henneberg zu. An der Seite dieser neuen Herren stehen andere: die Deutschherren aus der Kommende Münnerstadt und die immer einflussreicher werdenden Mönche des Zisterzienserklosters Maria Bildhausen. Diese Abtei erhält schon bei der Gründung 1156/1158 einen Herrenhof und sieben Hufen in Großwenkheim. Den Zisterziensern gelingt es ab dem Ende des 12. Jahrhunderts, durch Stiftungen, Schenkungen und vor allem durch Zukauf ihren Besitz zu mehren und alle anderen Grundherren aus Großwenkheim zu verdrängen. 1576 dokumentiert das Kloster seine Herrschaft mit einer neuen Dorfordnung. Ein Graben mit Damm sowie ein lebender Zaun umgeben das Dorf, in das vier Torhäuser führen. Schon früh sind Anfänge eines Marktrechtes erkennbar, aber erst ab 1770 dürfen vier Jahr- und vier Viehmärkte abgehalten werden. Aus dem Bethaus des Suidger ist durch Umbauten eine stattliche Kirche geworden, von Gaden umgeben. Weltpriester, Mönche aus Theres oder aus Bildhausen betreuen die Pfarrei. 1559 wendet sich der Pfarrer dem lutherischen Glauben zu, noch 1586 gibt es protestantische Einwohner. 1691 erhält die Abtei Bildhausen das Patronatsrecht über die Pfarrei. 1765 beginnt der Neubau einer prächtigen Barockkirche. Johann Peter Herrlein aus Münnerstadt, ein in Franken weit bekannter Maler, schmückt den "Dom der Vorrhön" mit großartigen Gemälden. In diesem herrlichen Bau kommen die Melodien der schon vor 1664 nachweisbaren Musikanten zur Geltung. 1803 endet die Herrschaft des Klosters Bildhausen. Großwenkheim, wie ganz Franken nun bayerisch, wird dem Landgericht Münnerstadt zugeordnet. Die Mönche werden aus der Abtei vertrieben, der letzte Abt Nivard Schlimbach lässt sich im Rindhof nieder. Sein monumentales Grabmal hat einen Ehrenplatz im Friedhof von Großwenkheim. 1862 entsteht das Bezirksamt Bad Kissingen. Aus der ursprünglich rein bäuerlichen Gemeinde wird im Laufe der Zeit eine Pendlergemeinde. Die Wasserversorgung wird über den Anschluss an die Münnerstädter Gruppe neu organisiert, Kanal und Klärbecken entstehen, ein Leichenhaus wird errichtet. In den Jahren nach 1960 kommt es zu einer Neugliederung des Schulwesens. Aus der ehemals ein - und zweiklassigen Schule entsteht der Schulverband Großwenkheim/Seubrigshausen, dem bald weitere Gemeinden angeschlossen werden. Im Zuge der Gemeindegebietsreform stimmen Gemeinderat und Bürger mit überwältigender Mehrheit für die Aufgabe der Selbständigkeit und die Eingliederung in die Stadt Münnerstadt zum 1.1.1972. Die Ortsdurchfahrt, die Straße nach Maria Bildhausen mit Radweg und Innerortsstraßen werden ausgebaut, Baugebiete ausgewiesen und erschlossen. Das Schulhaus wird saniert, an der Kirche werden umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchgeführt, die Dorferneuerung läuft an. Zahlreiche, stets aktive Vereine machen das Leben in dem großen Stadtteil mit seiner reichen Vergangenheit sehr attraktiv.